DAS LINDNER, BAD AIBLING, BAYERN, DEUTSCHLAND

HANSEATISCHE ELEGANZ
IM BAYERISCHEN BAD AIBLING
Ein Gespräch mit dem neuen Inhaber des Hotels „Das Lindner“



Lesedauer : 9 Minuten
Über 2 Meter hanseatische Eleganz begrüsst mich im Eingangsbereich des besten Hotels am Platze - dem Hotel „Das Lindner“ in zentraler Lage - am „Jungfernstieg von Bad Aibling“ , so Jost Deitmar, Hoteldirektor, Pächter, geschäftsführender Gesellschafter und somit Inhaber dieses Traditionshotels mit 150jähriger Geschichte.


Zum ersten Mal in seinem Leben hat Jost Deitmar mutig den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und sich auf das eingelassen, was er eigentlich hinter sich lassen wollte: Reklamationen bearbeiten, auf Beschwerden reagieren, Probleme lösen.
Und damit hatte er es - zwar selten - unter anderem auch fast 20 Jahre als Direktor des Hotels Louis C. Jacob an der Hamburger Elbchaussee zu tun. Ich habe dieses Hotel häufig genutzt - beruflich wie privat - und es gab keinen Besuch ohne das Jost Deitmar in der Lobby stand und mich und jeden anderen Gast aufs herzlichste begrüsste.


Ein „Leuchtturm“ ob seiner Körpergrösse und seiner eleganten, freundlichen Erscheinung. Und immer anwesend! Gut gelaunt, eloquent, verbindlich. Würde er einem nicht verraten, dass er geborener Westfale ist, würde man denken er sei der Prototyp eines Hanseaten: Blauer Blazer, graue Flanelhose, dezente Hermes Krawatte, edles Schuhwerk, Montblanc Füller im Jackett und immer ein strahlendes Lächeln!
Sein Einsatz - 6 Tage die Woche, 14 Stunden täglich minimum. Die wirkten allerdings wie 24 Stunden rund um die Uhr 7 Tage die Woche. Für uns Gäste herrlich und für die Mitarbeiter optimal. Und für ihn auch - unter anderem half sicherlich auch dieser enorme Arbeitseinsatz, um mit einem harten Schicksalsschlag fertig zu werden, den er 2013 erleiden musste. Den Tod seiner geliebten Ehefrau. Dem Vater eines Jungen und liebenden Ehemann wurde der Boden unter den Füßen weggezogen.
Da half es, sich in die Arbeit zu stürzen, da zu sein für die Stammkunden, für die ihn verehrenden Mitarbeiter und noch mehr präsent zu sein an der Elbchaussee als bisher. Ablenkung so gut es ging.
Für mich ist Jost Deitmar der geborene Hotelier, wie gemacht für die Rolle des Gastgebers und die ideale Besetzung im Umgang mit Gästen, Kunden und Mitarbeitern. 
Daher war es für mich persönlich ein Schock, 2017 von seinem plötzlichen Weggang zu hören. Es ging ein Rauschen durch den medialen Blätterwald und galt als ein sehr unhanseatisches „PR-Missgeschick“, das die Presse von „Rauswurf“ und Missstimmungen mit dem Besitzer des Louis C. Jacob berichtete.
Ich war nicht der einzige Stammgast, der entsetzt reagierte und es kaum glauben konnte. Auch die Mitarbeiter und alle Kollegen der Hotelbranche waren geschockt.
Diese Idealbesetzung eines Hoteldirektors, der so präsent und so beliebt bei allen war, dass er mehr wie der Eigentümer des Hauses wirkte als „nur“ der angestellte Generaldirektor… Jost Deitmar nicht mehr an der Elbchaussee? Schwer vorstellbar.
Unglaublich! 2016 wurde er noch zum „Hotelier des Jahres ernannt“ und nun das.

Es wurde viel spekuliert und geschrieben, berichtet und geklatscht… die wahre Geschichte liegt wohl eher im zwischenmenschlichen Bereich und es tat uns extrem leid, ab sofort auf Jost Deitmar verzichten zu müssen.
Alle, die ich gesprochen habe, haben gehofft ihn bald an anderer Stelle eines Hamburger 5 Sterne Plus Hotels in gewohnt charmanter Art wiederzusehen.
Aber - das war leider nicht der Fall.
Das Jacobs war Jost Deitmar und Jost Deitmar war das Jacobs! Dieses Hotel ohne ihn? Unvorstellbar. Wurde aber ab Ende 2017 leider traurige Wahrheit. Diese respektlose „Abberufung“ von Jost Deitmar war seiner unwürdig, wirkte nicht nachvollziehbar und diese Vorgehensweise war absolut unhanseatisch.
Einhellige Meinung: „Sowas tut man nicht“! Viele Mitarbeiter verliessen das Hotel und Gäste blieben fern.
Einige sagten sogar, sie würden das Hotel bewusst boykottieren. Und wir? Wir hatten einfach das Interesse verloren. Auch gefiel uns nicht nicht die neue Einrichtung im Restaurant… und uns fehlte das strahlende Deitmar-Lächeln in der Lobby. Status 2020: Das Hotel Louis C. Jacobs wurde mittlerweile verkauft und ist heute in russischen Händen. (Aufgrund der Covid-19 Pandemie bleibt dieses Hotel bis zum 22. July 2020 geschlossen)
Ich habe immer versucht zu erfahren, wo Jost Deitmar abgeblieben ist. Lange war es still um ihn und keiner wusste, wo er war.
Nach dem Verlust seiner lieben Frau nun auch noch der Verlust seines Arbeitsplatzes, der mehr Berufung war als Job.

Sein Sohn studierte im Ausland, der Airdale Terrier war weg, das Haus war leer. Das war hart. Und rief nach einer radikalen Veränderung.
Davon erzählte er mir, als ich ihn 2019 „wiederfand“. Ich hatte gehört von seinem Wechsel nach Bad Aibling und war neugierig zu erfahren, wie es ihm in der Zwischenzeit ergangen ist und wie es ihm als Norddeutscher so geht in Bayern.


Es freute mich sehr zu erfahren, dass er wieder zurück in der Hotellerie ist. Zwar 800 km südlich von Hamburg aber - er ist zurück. Allerdings war der Weg dahin ein steiniger.
Aber Jost Deitmar wäre nicht Jost Deitmar, hätte er für diese Zeit nach den Jahren im Louis C. Jacob nicht einen sehr genauen Plan in der Tasche gehabt:
Der Pilgerweg von Lausanne nach Rom sollte es sein. In seinen Träumen malte sich der Katholik Deitmar diese Art der Selbstfindung in der Natur ideal aus - mit dem Zielort: Rom.
“Auf dem Petersplatz werde ich meine Antworten aufs Leben parat haben“.  Meinte er.
Nach Blasen an den Füßen, einer Magen-Darm Erkrankung und letztendlich einer Knochenhautentzündung am Schienbein endete sein „Pilger-Traum“ in Nord-Italien, quasi kurz vorm Ziel.
Sein Fazit: „Ich habe es nicht richtig gemacht. Wer pilgert sollte nicht alles so minutiös planen wie ich sondern mehr auf sich zukommen lassen.“
Daher blieben seine Fragen „Was soll werden mit meinem Leben? Wechsel ich die Branche? Bleib ich in Hamburg?“ unbeantwortet.
Die Antworten darauf suchte er dann im Kloster. Beziehungsweise in 2 Klöstern. Bei Bruder Stefan im Kloster von Anselm Grün in Süddeutschland fand er Antworten auf seine persönlichen Lebensfragen und im Kloster Nütschau in Norddeutschland half ihm Bruder Josef bei der Aufarbeitung seines Berufslebens. 
Die Zeit für Veränderungen war gekommen.
Ziemlich geschafft aber geläutert und schlauer als vorher startete er erstmal als Unternehmensberater für mehrere Hotelbetriebe. Selbstständig aber ohne die Verantwortung eines eigenen Hotels. Kontakte hatte er ja genug.
Einer seiner Kunden war die Familie Greitner-Lindner in bayerischen Bad Aibling. In der 7. Generation ist dieses Hotel eines der ältesten Gebäude der Stadt und eins der etabliertesten Hoteladressen in Oberbayern.



1852 in einer Schlossruine erbaut und über die Jahre erweitert, soll das ursprüngliche Schloss einst Geburtsort eines Eremiten und Pilgers gewesen sein. Und nun beriet der „Pilger“ Jost Deitmar dieses 56 Zimmer Hotel. Zufall oder Fügung?
Unter anderem gab ihm die Eigentümer-Familie den Auftrag, einen geschäftsführenden Gesellschafter für das Haus zu finden.
Was für eine reizvolle Aufgabe, eine Führungspersönlichkeit für dieses alteingesessene Traditionshaus zu suchen und zu besetzen.
Dieser Gedanke beschäftigte ihn Tag und Nacht bis langsam die Idee in ihm reifte „Wäre das nicht was für mich“?
Ich kenne Jost Deitmar seit den 80er Jahren, als er noch als Assistent von Horst Brühl gearbeitet hat. Hotellegende Horst Brühl war seinerzeit Direktor vom Fürstenhof in Celle und Geschäftsführer von Relais et Chateaux Deutschland. Seitdem hat Deitmar den Kontakt zu seinem ersten Chef Horst Brühl gehalten, der ihm bis heute als väterlicher Freund mit Rat und Tat zur Seite steht.
Er war es dann auch, den Jost Deitmar 2018 anrief, um ihn um Rat zu bitten. „Soll ich das LINDNER in Bad Aibling übernehmen?“
Horst Brühl hat sich das angeguckt. Danach war seine Antwort eine ganz klare Ansage : „Wenn Du das nicht machst, bist Du selber schuld“.
Ab dann ging alles sehr schnell. Er wurde sich rasch einig mit der Eigentümerfamilie. Alles wurde aufgesetzt, geprüft und im Juni 2018 wurde unterschrieben. Seither ist Deitmar der geschäftsführende Gesellschafter, Pächter und damit Inhaber vom LINDNER Bad Aibling und hat damit seinem Leben einen neuen Inhalt gegeben. Er selbst bezeichnet sich hanseatisch zurückhaltend als „Gastgeber“.



Jost Deitmar wurde vom „Pilger“ zum „Romantiker“… seit kurzem ist das LINDNER ein ROMANTIKHOTEL und er bezeichnet es als „Das Vier Jahreszeiten von Bad Aibling“. Seine Denke ist also noch in Hamburg verhaftet, sein Handeln fokussiert allerdings auf die bayerische Zielgruppe und die 50% Stammgäste.
„Ich möchte, dass alle Lebensereignisse im LINDNER gefeiert werden. Das ist mein Ziel!“


Ebenfalls möchte er es zum gesellschaftlichen Treffpunkt machen mit vielfältigem Angebot. Vom Jazz-Frühschoppen am Wochenende übers Weißwurstfrühstück jeden Samstag bis hin zum Champagner Dinner und der Organisation von Familienfeiern.


Er kümmert sich - zusammen mit seinen 42 Mitarbeitern - mit gewohntem Elan und voller Spass um die Gäste seines 56-Zimmer-Hauses, das wie ein kleines Hotel-Dorf wirkt mit seinen 3 Gebäuden.
Hier kann er sich nun endlich wieder austoben.
Jost Deitmar ist wieder in seinem Element und hat gleich die Ärmel hochgekrempelt.
Kulinarisch gibt es seit Februar 2020 einen neuen Koch und zwei Lokale. Zum einen die „Stube“ für gehobene alpenländische Küche mit Spezialitäten aus Österreich und Süd-Tirol sowie die urige „Schwemme“ mit zünftigen bayerischen Gerichten, rustikal aber auf hohem Niveau und  Bio- zertifiziert. Das ist ihm wichtiger als Sterneküche.


Auch bei den Zimmern hat er Veränderungen veranlasst. Alle wurden frisch renoviert und verschieden eingerichtet mit Antiquitäten und modernen Accessoires. Mit Tapeten und Lampen aus England, Wandfarbe von Farrow & Ball und vielen individuellen Dekoartikeln. Vieles hat Jost Deitmar selbst aufgestöbert und erstanden zum Beispiel in der Pimlico Road in London bei Christopher Butterworth.









Das ROMANTIKHOTEL LINDNER im oberbayerischen Bad Aibling kommt wahrlich romantisch daher mit seinen Zimmernamen wir das Waldzimmer, das Gänsezimmer, Rosenzimmer oder das Wolkenzimmer.
Ich weiss schon, welches ich mir dieses Jahr buchen werde - wer Roosen heisst übernachtet natürlich im Rosenzimmer, oder?
Deitmar selbst wohnt unweit vom Hotel, nimmt sich manchmal das Essen aus der Hotelküche mit nachhause und hat von dort aus „sein Hoteldorf“ im Blick!
Hat er sich verändert? “ Ja! Ich bin gelassener geworden“!
Er selber kann 2020 seine eigenen Lebensereignisse im LINDNER feiern. Im Juni sind es genau 2 Jahre, die er dieses schöne Traditionshaus verantwortlich leitet mit renovierten Zimmern, neuer Küche und motivierten Mitarbeitern. Ein Grund zum Anstossen.



Nach dem wochenlangen lockdown wegen der Covid-19 Pandemie ist das LINDNER seit dem 4. Juni wieder geöffnet, mit allen erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen. 
Privat gönnt sich der 57jährige endlich auch mal Zeit für Freizeitgestaltung, hat sich zusätzliche eine kleine Wohnung in München gegönnt und geniesst dort das kulturelle Angebot mit Konzerten, Oper und Kunst- Ausstellungen. Und das nun auch gemeinsam mit neuem Lebenspartner.

Nach harten Jahren mit vielen Herausforderungen, Entbehrungen und Lebensprüfungen hat sich doch Alles zum Guten für Jost Deitmar gewendet - ein Happy End auf allen Ebenen.
Wie hat sich der Norddeutsche in Oberbayern eingelebt? Trägt er jetzt Tracht? „Niemals!“ Jost Deitmar ist sich selbst treu geblieben. Seine „Tracht“ ist nach wie vor die hanseatische: blauer Blazer, graue Flanelhose, Hermes Krawatte und edles Schuhwerk.  
Und die Begrüssungsbriefe für seine Gäste unterschreibt der Gastgeber noch immer mit einem Montblanc Füller aus Hamburg.



Ausflugstips für Bad Aibling und Umgebung /Empfehlungen von Jost Deitmar:
„Als Ausflugstipp in meiner schönen neuen Heimat empfehle ich eine leichte Wanderung von Bad Feilnbach auf die Tregler-Alm; hier genießen Sie einen wunderbaren Blick über die Voralpen-Landschaft und die Alpen. Zwei Restaurants liegen mir besonders am Herzen: das Bräustüberl der Schlossbrauerei Maxlrainer, herrliche Lage, hervorragendes Essen und natürlich ebenso gutes selbstgebrautes Bier. Und sehr gerne fahre ich auch zum Ayinger Brauereigasthof ins Restaurant August & Maria. Hier wird bodenständig aber raffiniert gekocht und der wundervolle Garten sucht seinesgleichen. Legendär ist das Cafe Winkelstüberl in Fischbachau. Täglich werden dort mehrere hundert köstliche Torten und Kuchen in der eigenen Konditorei gefertigt. Besonders empfehlenswert: die "Bayerisch-Creme-Torte". Jedes einzelne Stück vermag allerdings eine komplette Mahlzeit zu ersezten...
Als Souvenir lege ich meinen Gästen das Bad Aiblinger Scio-Moorkissen ans Herz, das gibt es in unterschiedlichen Varianten, für Rücken, Hals- und Nacken oder universal. Entspannt und verwöhnt zugleich.“

www.das-lindner.com
info@das-lindner.com

Bei einer Buchung im Hotel LINDNER Bad Aibling erwartet Sie bei Nennung des Stichworts „ROOSENSTRAVELWORLD“ oder „ROOSENS REISEBLOG“ ein bayerischer, kulinarischer Willkommensgruß bei Ihrer Ankunft!

© Ingrid Roosen-Trinks
Juni 2020

Ingrid Roosen-Trinks übernachtet stets als Selbstzahler. Wie alle unsere Autoren lässt sich niemand einladen sondern zahlt jeden Aufenthalt privat.